Nach einigen Stunden Fahrt erreichen wir endlich die Sahara. Ungläubig blinzeln wir durch die Fensterscheibe. Es ist so, als ob jemand eine Linie gezogen hätte und meinte: „So, und hier fängt die Wüste an“. Unsere Truppe ist ganz aufgeregt, für diese Kulisse haben wir die weite Fahrt auf uns genommen! Gleich gibt’s das Kamel Trekking zum Sonnenuntergang. Wie das wohl wird? Spoiler: Kamel reiten ist ziemlich anstrengend und ich habe einen monströsen Muskelkater davongetragen. Aber erst einmal auf Anfang zu unserer 3 Tage Wüstensafari in Marokko!
VON MARRAKESCH IN DIE SAHARA
Als feststand, dass wir nach Marrakesch reisen, habe ich mich umgehend über eine Wüsten Tour informiert. Ich habe mich dann für eine 3 tägige Wüsten Safari inkl. Kamel Trekking in der Sahara entschieden. Gebucht habe ich über Get Your Guide* und 110 € pro Person bezahlt. Was nicht im Preis inbegriffen ist, sind Mittagessen, Trinkgelder und Wasserflaschen. Man wird natürlich immer in teure Restaurants gebracht um zu Mittag zu essen, pro Menü sind das in der Regel 100 DH (~ 9,09 €). Für die Trinkgelder haben wir insgesamt 140 DH (~ 12,73 €) zu zweit gegeben und für Snacks und Getränke gibt es unterwegs immer Gelegenheit. Ansonsten ist alles inklusive, das ist für mich ein sehr gutes Preis- Leistungsverhältnis. Es wird auch eine zwei Tägige Tour angeboten, aber dann sitzt man wirklich die zwei Tage nur im Auto.
ES GEHT IMMER ETWAS SCHIEF!
Für die Wüsten Safari sollten wir uns um 7:20 Uhr morgens vor dem Café France treffen. Es ist ein recht bekanntes Café in der Medina von Marrakesch. Wir waren gut in der Zeit und wollten um 07:00 Uhr losgehen. Blöd nur, dass unser Riad (die Unterkunft) da nicht mitmachte. Tatsächlich waren wir eingesperrt und hatten keinen Schlüssel für die Eingangstür. Da wir großzügig mit der Zeit geplant haben, hatten wir 15 Minuten Zeit uns etwas einfallen zu lassen. Also sind wir im ganzen Riad umhergeirrt um jemanden zu finden, der uns aufsperrt, es war aber niemand zu finden. Die Mitarbeiter wussten ja, dass wir um 07:00 Uhr losmussten, deshalb kam es uns noch komischer vor. Wir haben es telefonisch versucht – vergebens.
Als es dann 07:20 Uhr wurde haben wir den Veranstalter angerufen und unsere Situation erklärt. Er wollte uns aus der Ferne gerne helfen und meinte der Fahrer wird auf uns warten und er versucht auch unser Riad telefonisch zu erreichen. Just im Moment kam jemand, um die Tür aufzusperren und weg waren wir. Als wir um 07:30 Uhr am Treffpunkt ankamen, waren wir sogar die Ersten. Ich hatte mich umsonst gesorgt. Meine deutsche Pünktlichkeit stresst mich wirklich oft umsonst, aber da wir in London einmal eine Tour verpasst haben, weil wir fünf (!) Minuten zu spät kamen, war ich hier nun mal etwas panisch. Aber alles war gut und so ging es 10 Minuten später los.
TAG 1: KSAR AIR BEN HADDOU
Als Erstes ging es durch das wunderschöne Atlasgebirge, das sich mit einer Länge von rund 2300 Kilometer von Marokko über Algerien bis nach Tunesien erstreckt.
Man verbringt viel Zeit im Auto (ein Mercedes Kleinbus), es gibt jedoch genügend Pausen um auf die Toilette zu gehen und der ein oder andere Fotostopp wurde zusätzlich eingelegt. Nach drei Stunden Fahrt sind wir in der Ortschaft „Ksar Air Ben Haddou“ eingetroffen. Diese war schon oft Schauplatz von Hollywood Produktionen gewesen wie u. A. Der Gladiator, Game of Thrones (Daenerys lässt grüßen) oder auch Prince of Persia.
Das ganze Dorf ist ein UNESCO Weltkulturerbe, deshalb muss nach Dreharbeiten immer penibel darauf geachtet werden, dass es wieder genauso wie vorher aussieht. Der ganze Platz strahlt so majestätisch und gleichzeitig ist alles bereits sehr verfallen. Ein magischer Ort!
Wir haben eine Tour durch die Kulissen bekommen und waren noch verpflichtet ein Trinkgeld von 25 DH (~ 2,27) pro Person zu bezahlen, dafür sieht man aber auch so einiges und man bekommt viel Input wie zum Beispiel, dass nur acht Familien in dieser Ortschaft leben.
Die Fahrt ging dann weiter über karge Landschaften wie man sie aus Europa nicht kennt. Mittagessen gab’s leider kein leckeres, aber dafür teuer (100 DH ~ 9,09 €). So ist das leider mit gebuchten Touren, man hat beim Mittagessen nicht wirklich eine Wahl.
Abends sind wir dann im vier Sterne Hotel Bougafer angekommen. Das Abendessen war inklusive und auch einen schönen Pool konnte man nutzen. Man beachte aber, das jegliche Getränke (selbst ein Glas Wasser beim Abendessen) im Hotel zu bezahlen sind.
Und so ging der erste Tag der Safari zu Ende.
TAG 2: DIE BERBER
Neuer Tag, neues Glück. Wir sind nur 15 Minuten im Auto gefahren, als wir eine weitere Tour bekommen haben. Diese ging durch ein Berber Dorf und wir haben einiges über die Geschichte der Berber und Araber erfahren. Wie zum Beispiel, dass die Berber vor der Ankunft der Moslems Atheisten gewesen sind oder auch wie die sprachlichen Unterschiede sind.
Das Berber Dorf war auch recht zerfallen, es waren Gebäude dabei, deren Dächer seit dem 18. Jahrhundert nicht mehr erneuert wurden. Doch plötzlich laufen wir ums Eck und es ist eine lange Einkaufsstraße mit modernen Schnick Schnack, Schmuck und Kleidung zu sehen. Das war so ein starker Kontrast – wir standen alle erst einmal mit großen Fragezeichen in unseren Gesichtern in der Straße. Aber wir sollten uns davon nicht beirren lassen, denn nun gab es in eine Erklärung zu den marokkanischen Teppichen. Dafür sind wir alle in einen Raum gebracht worden – fotografieren verboten. Uns wurden verschiedene Teppiche gezeigt und wie diese entstehen. Selbstverständlich wurde auch versucht Teppiche zu verkaufen und noch ein kleines Trinkgeld einzuheimsen. Da wir zu Beginn einen Berber Whisky (also Minztee) bekommen haben, bekamen sie von uns 20 DH (~ 1,82 €)
Grand Canyon Marokkos
Es ging weiter zum Todgha Gorge, dem sogenannten Grand Canyon Marokkos. Man läuft ca. 30 Minuten durch die beeindruckende Schlucht an einem Fluss entlang um dann weiter zu fahren. Viele Infos gab es dazu nicht, war aber auch nicht nötig. Die Schlucht bedarf keiner Worte.
Für die Tour durch das Berber Dorf und die Schlucht mussten wir kein Trinkgeld geben, da es alles inklusive war. Wir gaben dennoch etwas, da der Guide viel Spaß an seinem Job hatte und wir uns wohlgefühlt haben.
Es ging weiter und wir waren der Sahara schon recht nah, mussten aber doch noch eine Hürde überwinden: die Straße war durch den starken Regen der vergangenen Tage überschwemmt. Und zwar so stark, dass die umher stehenden Marokkaner bis zur Brust in Wasser standen. Aber sie waren super nett und haben unseren Kleinbus durch das Wasser geschoben, danach gab’s Jubelschreie und Applaus.
Dann war sie nach etlichen Fahrstunden endlich da: die Sahara.
Schon vom Bus aus waren wir geplättet von dem Anblick, man kann es wirklich nicht in Worte fassen. Die ganze Zeit sind wir durch die karge Landschaft gefahren und plötzlich geht die Wüste los. Als wir am Ausgangspunkt des Kamel Trekkings angekommen waren, hat jeder noch einen Tee bekommen und musste sich mit Wasser eindecken. In der Wüste gibt es keines und es ist dort dein bester Freund! Wir bekamen die Empfehlung 1.5 Liter pro Person mitzunehmen, wir hatten zu zweit drei 1.5 Liter Flaschen. Wir waren auch wirklich froh drum mit dem Wasser nicht geizen zu müssen. Es ist übrigens nur Möglich einen Rucksack pro Person mitzunehmen, Koffer oder ähnlich sperriges muss im Bus verbleiben.
Kamelreiten
Es gab dann noch eine kurze Einweisung wie man ein Kamel reitet. „Wie ein Pferd, nur höher“. Alles klar?! Es ging dann zum Glück noch etwas spezifischer: „Wenn es Bergauf geht nach vorne lehnen, bergab nach hinten“. Gut, damit konnte ich schon mehr anfangen, aber das wars auch wirklich schon mit den Erklärungen.
Kaum hat man sich umgesehen, schon saß man auf einem Kamel und ist durch die Wüste gestampft. Wir waren nahe der Algerischen Grenze und die Sonne war am Untergehen. Ich war auf diesem Kamel zwar völlig überfordert und verkrampft, aber ich habe auch super viele Glücksgefühle bekommen. Diese Aussicht war besser als in jedem Film oder Videospiel, denn sie war echt. Echter als echt. Ich saß hier auf einem Kamel in der Sahara mitten im Nichts und schaue mir den Sonnenuntergang an. Ich war völlig hin und weg. Wie soll ich später nur darüber schreiben? Man kann es wirklich nicht in Worte fassen, also gibt es jetzt von mir die klare Aufforderung: Macht diese Tour, es ist unbeschreiblich!
(Kleiner Nachtrag aus 2021: Wir sehen das Kameltrekking mittlerweile sehr kritisch und würden es in dieser Form nicht zwingend wiederholen. Wir würden uns vermutlich eine andere Lösung, wie eine Jeeptour, suchen)
Das Kamel Trekking war mit einer Stunde ausgeschrieben, ich denke, es ging auch in etwa so lang, obwohl es mir wie 15 Minuten vorkam. Ich will allerdings nicht lügen: ich war froh vom Kamel runter zu dürfen, mein Po hat mir das Trekking nicht gedankt. Aua!
Den Abend in der Wüste
Wir haben unsere Sachen im Zelt abgelegt und mussten noch zwei Stunden auf das Abendessen warten. Die zwei Stunden haben wir in den Dünen verbracht und uns einfach nur gefreut, dass es die Möglichkeit gibt, so etwas sehen zu dürfen.
Das Abendessen war ein typisches Berber Gericht, ich hatte die vegetarische Variante und es war das beste Gericht, dass ich bei unserem Marokko Aufenthalt gegessen hatte! Es war super lustig mit allen Leuten im Zelt zu essen und zu quatschen, es wurde nur recht schnell heiß, also sind wir alle ziemlich bald raus und haben die Unterhaltung auf die Dünen verlegt und dabei die Sterne beobachtet. Man konnte sie tatsächlich nicht so gut sehen, da der Mond unfassbar hell war. In meinem Leben habe ich keinen so hellen Mond gesehen, sodass er mich fast wie die Sonne geblendet hat.
Zwischendurch wurde Sandboarden ausprobiert und festgestellt: das tut richtig weh in den Sand zu fallen! Umso später es war, desto mehr Zwei- oder Einsamkeit haben die Leute gesucht. Es hat sich gut verteilt, man hat ja immerhin eine ganze Wüste für sich. So saßen Alex und ich zu zweit auf einer Düne, haben die Sterne beobachtet und über alles mögliche gesprochen. Es war einer der schönsten Nächte überhaupt.
TAG 3: BACK TO MARRAKECH
Um 05:30 Uhr klingelte der Wecker, da es um 06:00 Uhr mit den Kamelen zurückging. Es stand immerhin eine weite Heimreise bevor. Als wir aus dem Zelt raus sind, wurden wir regelrecht vom Sternenhimmel erschlagen. Der helle Mond war verschwunden und hat Platz gemacht für einen Traum von Sternenhimmel. Ich habe noch nie die Milchstraße so deutlich sehen können. So schade, dass wir schon so knapp losmussten. Wir hätten uns den Wecker wirklich früher stellen sollen. Wenn das jemand nachmachen möchte: Stelle den Wecker um 05:00 Uhr. Das ist es Wert!
Also tuckerten wir auf dem Kamel zum Sonnenaufgang zurück. Diesmal war ich viel entspannter aber gleichzeitig auch sehr wehmütig, diesen ruhigen und faszinierenden Ort schon verlassen zu müssen.
Nach einer Dusche und einem schnellen Frühstück sind wir um 08:00 Uhr gefahren. Die komplette Strecke ohne große Unterbrechung abgesehen vom Mittagessen. Nach 11.5 Stunden sind wir dann endlich in Marrakesch angekommen – es war so unglaublich anstrengend, vor allem diese lange Rückfahrt. Wir waren müde, genervt und der Rücken tat weh. Als wir allerdings den Trubel Marrakeschs vor Augen hatten, der so stark im Kontrast zur ruhigen Wüste lag und uns von unseren Reise Buddy’s verabschiedet haben, sahen wir uns grinsend an und wussten: Diese Tour hat sich mehr als gelohnt!
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