Ich musste eine Woche Zwangsurlaub einlegen. Mein Arbeitgeber hat mir die Woche vorgegeben, da es dieses Jahr aus diversen Gründen nicht mehr geht. Na gut, Alex konnte zum Glück auch frei nehmen, also habe ich kurz recherchiert was wir in einer Woche machen könnten. Zur Auswahl stand dann Marokko, Estland oder Madeira. Die Wahl fiel dann auf Marokko, genauer gesagt Marrakesch – 1001 Nacht live erleben – so etwas wollte ich schon immer. Ich mag auch den Film Aladdin sehr gerne und habe es mir von der Kulisse ein wenig so vorgestellt. Ich konnte dann tatsächlich akzeptable Flüge über Skyscanner Buchen und so entstand eine unvergessliche Woche im Orient, meinem ersten Kontakt mit dem afrikanischen Kontinent. Es war so außergewöhnlich, dass wir uns schon einige andere Orte in Marokko auf unsere Bucket List gesetzt haben!
Wenn ihr einen guten Direktflug findet, könnt ihr unsere Tipps auch als Wochenendtrip umsetzen.
DIE MEDINA – DAS HERZ VON MARRAKESCH
Die Medina ist das Zentrum, das von einer massiven Stadtmauer umrundet ist. Es gibt 24 Stadttore, welche Eingang zum Herzen Marrakeschs bieten. In der Medina findet man fast alles, was man sich an Sehenswürdigkeiten ansehen möchte sowie die Zentren des Kunsthandwerkes wie zum Beispiel die Lederverarbeitung oder Textilien. Man kann alleine in der Medina eine ganze Woche nur mit shoppen, essen und sich treiben lassen verbringen.
Ein absolut faszinierender Ort!
Unser erster Eindruck von Marrakesch war pure Hektik! Die Menschen gingen geschäftig zu und wir waren erschlagen von den visuellen Eindrücken. Es war so bunt und die Stadt ist absolut verwinkelt. Dann kamen die Gerüche hinzu, jede Sekunde konnte man etwas anderes riechen. Es waren sowohl sehr angenehme Düfte, wie die von Gewürzen, als auch eher unangenehme wie Fäkalien zu erleben. Einmal habe ich super leckere Backwaren gerochen, allerdings nicht orten können von wo aus diese wohl verkauft wurden. Der Geruch war auch schnell verflogen und von etwas anderem überdeckt worden.
Das ganze lärmige Chaos wird durch das Labyrinth der Medina unterstützt. Überall sind Gassen, die einen schnell verlaufen lassen. In Marrakesch lohnt es sich übrigens sich zu verlaufen, man kommt an vielen interessanten Ecken wieder raus. Die Einwohner zeigen einem dann gerne ungefragt den Weg, denn sie wissen für uns Reisende ist die Orientierung nicht sehr einfach. Als uns jemand mit dem Weg helfen wollte, meinten wir nur, wir kennen den Weg. Er antwortete ein wenig angesäuert aber trocken „No, you don’t“ – und er hatte recht. Trotzdem war der Umweg schön und wir ließen uns einfach treiben. Marokkaner erwarten für die Hilfe, die sie anbieten, übrigens eine Gegenleistung. Wenn ihr euch den Weg zeigen lasst, solltet ihr ein bisschen Geld parat haben, aber passt auf euch nicht zu viel abknöpfen zu lassen. Mehr als 20 DH würde ich nicht geben für eine kurze Auskunft.
PLACE DJEMAA EL FNA – THE PLACE
Die Djeema El Fna ist DER Platz in der Medina. Seit 2001 ist der Platz von UNESCO als Weltkulturerbe geschützt. Wenn ihr euch verlauft, fragt nach „the place“. Es gibt zwar mehrere Plätze in Marrakesch, aber das ist der einzig wahre, denn hier ist immer etwas los. Für Touristen gibt es einiges zu sehen und zu erleben. So reiht sich ein Schlangenbeschwörer nach dem anderen. Es kann auch passieren, dass ihr eine Schlange um den Hals bekommt für ein gutes Foto! Wenn ihr das nicht wollt, müsst ihr natürlich sofort reagieren. Solltet ihr solch ein Foto wollen, vergesst die finanzielle Gegenleistung nicht. Es sitzen am Platz auch Damen um euch ein Henna Tattoo zu zeichnen oder Menschen die euch ihr Essen bzw. köstlichen Säfte anbieten wollen. Wir haben jeden Tag einen frisch gepressten Orangensaft für nur 4 DH (0,37 €) getrunken.
Abends im Chaos
Gegen Abend ist richtig viel Trubel und wenn ihr kommt um euren leeren Magen zu füllen, wird es schwer bei dem Angebot den Überblick zu behalten. Man wird von allen Seiten angesprochen, jeder ist besser und günstiger als der andere. Ich stand irgendwann lachend von vier Männern umkreist, welche um mich als Kundin konkurriert haben. Sie haben nicht verstanden was so komisch war, aber ich musste mich dann durchboxen und letztendlich sind wir in ein ruhiges Restaurant in einer schönen Seitengasse essen gewesen. Das Café de France, das mitten am Platz liegt, solltet ihr euch als Orientierungspunkt merken. Viele Touren starten von dort aus und es ist wirklich kaum zu übersehen. Essen gegangen sind wir dort allerdings nicht, denn es hat – für ein Touristenrestaurant typisch – sehr hohe Preise.
Unweit vom Place ist die Koutoubia-Moschee. Sie ist mit ihren 77 Metern der perfekte Orientierungspunkt und auch wirklich schön anzusehen. Von dort aus, solltet ihr überall hinkommen, falls ihr euch verirrt. Wenn ihr keine Moslems seid, dürft ihr die Moschee allerdings nicht betreten. Wir sind ein wenig vor dem Platz herumspaziert und waren schon recht Neugierig, wie es wohl von drinnen aussieht.
ESSEN IN MARRAKESCH
In Marokko kann man sehr gut essen. Wir haben vor allem die landestypischen Tajine genossen. Dies ist ein Topf mit einem kegelförmigen Deckel und wurde ursprünglich von den Berbern hergestellt. So wird ein schmackhaftes Gericht, in Marokko vor allem Couscous typisch, im Tajine zubereitet.
Dabei gibt es viele verschiedene Variationen, so dass man sich theoretisch eine Woche von verschiedenen Töpfchen ernähren kann.
Wenn man in die richtigen Restaurants geht, kann man auch gut vegetarisch essen. Wir haben auch das einzig vegane Restaurant in Marrakesch entdeckt: Das Café Earth. Hier wird Pauschal 60 DH pro Gericht genommen und 20 DH pro Getränk, so zahlt man für ein vegetarisch oder veganes Menü nur ca. 7 €.
Ihr habt auch unzählige Möglichkeiten Gewürze einzukaufen um zu Hause noch oft eure Reise geschmacklich in Erinnerung zu rufen.
DIE GRABSTÄTTE DER SULTANE
Die Tombeaux Saadiens – die Saadier-Gräber. Das Areal wurde um ca. 1600 angelegt und befindet sich südlich in der Medina. Wir sind beim ersten Besuch der Gegend gekonnt daran vorbeigelaufen (wir haben uns ja gesträubt nach dem Weg zu fragen). Am zweiten Tag haben wir es dann aber problemlos gefunden. Die Anlage beherbergt die Gräber von sieben Sultanen und 62 Familienmitgliedern. Es gibt noch über 100 weitere Gräber, welche sich sowohl auf zwei Mausoleen, als auch auf einen Innenhof verteilen. Im Innenhof befindet sich auch Platz für viele Katzen und Schildkröten.
Bei den Grabstätten selbst gibt es keine Beschilderungen oder ähnliches. Man wird einfach mit den Gräbern alleine gelassen und kann diese auf sich wirken lassen. Man sollte nicht durcheilen, sondern sich die Architektur genau ansehen, denn diese ist wirklich besonders.
Wir haben übrigens gelesen, dass es immer sehr voll ist und man sich die Sachen nicht in Ruhe anschauen kann. Wir sind eine Dreiviertel Stunde vor Schließung gekommen und die Zeit hat uns auch ausgereicht. Wir waren, neben einem andere Pärchen, die einzigen vor Ort.
Die Öffnungszeiten: Täglich von 09:00 Uhr bis 16:45 Uhr.
Der Eintritt beträgt 70 DH, obwohl im Internet unterschiedlichste Preisangaben kursieren (durchschnittlich 20 DH). Verhandeln lies sich dabei auch nicht, denn es war ein offiziell ausgeschilderter Preis.